Donnerstag, 11. August 2011

Meine Abenteuerwoche

 Ich war sehr glücklich mit meinen Freunden und wir hatten ganz viel Spass.
Ich kann nicht so viel schreiben, und Fotos zeigen geht auch nicht. Weil es mag nicht jeder hier erscheinen.
Ich habe viel erlebt, am spannendsten war es als wir einzeln im Wald ausgesetzt worden sind. Das hab ich ausgehalten mit Herzklopfen. Und ich hab im Finsteren ganz viele Geräusche gehört. Ich war schon froh wie ich wieder abgeholt wurde. Und dann hab ich mir viele Fragen überlegt gehabt.


 Ich bin noch nie mit einem Kanu gefahren. Das war ein Abenteuer, und gar nicht so schwer wie ich erst dachte.
Es war leider so nass und kalt. Mehr Spass hätte es an einen richtigen Sommertag gemacht.

 Klettern find ich toll. Ich hab schon oft geklettert aber nur in einer Halle. Draussen ist es viel schöner.
Ich hab in der Woche viel gelernt, viel nachgedacht.
Es war ja wieder eine GEKI-Woche. Von der Lebenshilfe. Wir hatten alle ein behindertes Geschwister. Schon gut wenn man merkt, wie die anderen Kinder auch viele Probleme haben mit ihrem Geschwister. Und wenn man mal jemanden zum Reden hat wo sich auskennt. Die E. war eine so tolle Betreuerin. Ich mag sie sehr gerne, und ich konnte mit ihr viele Sachen besprechen.


Eigentlich hab ich dem Robert das alles zu verdanken. Weil ich immer so viel Alpträume hatte wegen ihm bin ich vor drei Jahren von Roberts Ärztin zu den GEKIS geschickt worden. (Geschwisterkinder). Ich hab auch da eine Therapie gemacht, dass meine Alpträume wieder aufgehört haben. Die sind weg und nun hab ich die Gruppe. Und ich kann erzählen wie sehr Robert oft nervt! Und die kennen das auch. Das ist ja nicht immer. Aber wenn er dann einen Anfall hat, dann tut es mir so leid, wenn ich zickig zu ihm war an dem Tag. Er ist so anstrengend. Doch gestern war es lustig. Aber da muss Mama dabei sein. Dann kommen wir gut klar. Aber sie hat halt auch das raus, wie der Robert nicht so schlimm ist.
Und das war gestern unser Quatsch.




Wenn der Papa und die Mama gleich sind ist es komisch, dass wir so verschieden ausschauen. Ich mag seine braunen Augen, und er will meine blauen Augen haben. Ich mag seine Locken, weil die so schön sind. Ich hab leider keine!
Aber dass seine Zähne nicht nachwachsen, dass mag ich bei mir lieber nicht.
Es tut mir so leid, dass er Epilepsie hat. Er kann so viele Sachen nicht machen. Nicht mal rutsschen im Schwimmbad. Aber Mama hat es mit ihm gemacht! Und Papa fährt mit ihm Fahrrad. Und der Autismus macht es ja auch ihm ganz schön schwer. Er fragt grad wieder andauernd  "Bin ich schuld?" .... wenn andere Kinder blöd auf ihn reagieren. Er wollte am Spielplatz den anderen Kinderen was vorsingen, doch die haben ihn ausgelacht. Die Kinder in meiner Gruppe, die würden sich das anhören und die mögen ihn. Aber wir können ja nicht nur im Wald leben mit unseren behinderten Geschwistern. Ich wünschte mir so, dass auch gesunde Kinder endlich kapieren dass es nicht schön ist wenn man eine Behinderung hat. Dass man aber genauso dazugehört, und dass wir gesunden Menschen den besonderen Menschen helfen sollen. Ich soll das nicht, ich will das. Nicht nur den Robert. Alle mag ich haben und sie nicht auslachen, oder verhauen. Wir sollten zusammenhalten. Ich war so wütend, weil die anderen Kinder immer "Spasti" sagen zu den eigenen Freunden, und das finden die lustig! Ich nicht!
Wir GEKI-Kinder können da viel mehr hab ich festgestellt, es macht mich stolz!

15 Kommentare:

  1. Hallo,

    ich kann gut verstehen, dass es Dir oft schwer fällt mit Robert. Diese "besonderen Kinder" brauchen viel Aufmerksamkeit und werden so manches Mal den "normalen Kindern" Zeit der Eltern weg nehmen. Aber was ist schon "normal"? Ich mag "besondere Menschen"!!! Und ich fühle es Dir nach, dass Dich das beschäftigt. Schön, dass Du Robert trotzdem so sehr magst. Weißt Du, Geschwister müssen zusammen halten!!!

    Schade, dass die Kinder Robert ausgelacht haben. Und nein, Ihr sollt nicht mit ihm im Wald leben. Wir leben alle auf einer Erde und es ist schade, wenn Menschen ausgegrenzt werden.

    Ich wünsche Euch allen einen sehr schönen Tag!!!

    Liebe Grüsse
    Angelika

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  2. ...ich weiß das es oft schwer ist...für Dich..Mama...Papa...allen um den Robert herum...aber es gibt auch besonders schöne Sdt ...min...sek...und mal ehrlich ...auch Gesunde haben schlechte Tage sind maulig...genervt ...grantig...Oder ♥

    Ihr Teenis seid auch nicht einfach...ich habe ja auch einen Autistischen Sohn ...sein Zwillingsbruder ist gesund und eine große Tochter die wird 21 und die raubt mir seid 7 Jahren den nerv und die ist gesund;)

    Du bist ein tolles Mädchen und alles in allen seid ihr eine Spitzen Familie die nie aufgibt!

    ♥ Marion

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  3. Susanne, Du hast so schöne Worte gefunden, so richtig und gut.
    Ja, ihr Geschwisterkinder seid die Sonnenschein-Armee, die wir unseren "besonderen" Kindern vorausschicken.
    Die mit einem guten Bewusst-sein durch das Leben gehen werden und deren Prioritäten sich von der Masse unterscheiden.
    Aus Dir wird mal eine lebenskluge, liebevolle junge Frau, ich freu mich drauf.

    Umarmung, Du schönes Mädchen
    Barbara

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  4. Du hast vielen Kindern etwas voraus, liebe Susanne, Du erfährst schon in jungen Jahren, daß das Leben nicht nur aus Lustigkeit und Blödsinn besteht.
    Ich finde es sehr gut, daß Geschisterkindern, die mit dem Problem eines besonderen Geschisters aufwachsen auch Möglichkeiten geboten werden einmal aus dem Alltag zu fliehen. Viele Unternehmungen könnt ihr bestimmt nicht machen, weil ihr auf Robert Rücksicht nehmen müßt.
    Daß Ihr das gerne macht lese ich ja wie liebevoll Ihr mit Robert umgeht, auch wenn Ihr mal Nase voll habt.
    Was ich nicht verstehe, daß Lehrer nicht mal diese Kinder, die Spasti rufen nicht mal zusammennehmen und ihnen erlären, daß auch Kinder schon Krankheiten haben können und daß es nicht gut ist wenn sie ausgelacht und ausgegrenzt werden.
    Es ist einfach Unwissenheit der Kinder und Gedankenlosigkeit.
    Ich glaube Robert kann stolz sein, eine so tolle Schwester zu haben.

    Liebe Grüße
    Brigitte

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  5. Liebe Susanne,
    deine Worte haben mich eben fast zu Tränen gerührt. Du bist ein so kluges und sensibles Mädchen. Und du hast vielen anderen Menschen (auch Erwachsenen) sooo viel voraus! Bewahre dir deine Einstellung. Du hast soooo ein gutes Herz. Ich bewundere dich, kleine Lady, für deinen Mut, deine Toleranz und deine Aufgeschlossenheit. Du bist bestimmt sehr wichtig, für Robert, aber auch für deine ganze Familie, und du hast allen Grund stolz auf dich zu sein.

    Liebe Grüße
    dieMia

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  6. Liebe Elisabeth,

    ehrlich, Du bist der Hammer!!! Du schaffst es so manches Mal genau den "Nagel auf den Kopf" zu treffen. Meine Gefühle und Gedanken, ich fühle mich verstanden. Und mit Dir verbunden, genau wegen jenem Tag!!!!! Weißt Du, es tut mir so weh, dass meine Mama DAS erleben musste ... noch heute weiß ich ihre Worte als sie erfahren hat, dass mein Bruder gestorben ist.

    Ja, es tröstet mich, dass meine Mama bei ihrem Sohn sein darf. Er war nicht allein dort oben, viele meiner Tanten und Onkel sind nicht mehr da und mein Papa starb ja noch im gleichen Jahr wie mein Bruder, er starb am 15.12. Ein sehr schlimmes Jahr war das für mich und dieser Tag erinnert mich daran.

    Liebe Grüsse
    Angelika (und vielen Dank für Deine so liebe Nachricht!!!!)

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  7. Liebe Susanne,

    ich bin sicher, auch Du wirst irgendwann (vielleicht bald?) einen besseren Draht zum Robert haben. Warum geht Ihr nicht auch mal zusammen ins Schwimmbad? (Oder Fahrradfahren ... oder zu den Pferden ...) Wenn die Mama mit ihm rutschen kann, kannst Du das bestimmt auch ... :)
    Du siehst das schon richtig: Ihr könnt nicht im Wald leben. Das heißt auch: der Robert muß lernen, mit Alltagssituationen umzugehen. Und auch wenn es drastisch klingt: er sollte das (und auch die Zeit mit Dir) in seinem Interesse einfordern. Denn es ist jetzt einfacher als später. Ich wag mich mal noch ein wenig mehr aufs Glatteis und behaupte, daß die Schule da bislang zuwenig getan hat.

    Ich schreibe das aus der Perspektive von jemandem, der trotz Autismusverdacht (der damals nicht so genannt wurde) immer wieder auf Klassen- und Ferienfahrten war. Ich wünschte, der Robert könnte das auch. (Ich denke: er kann, aber er darf ja nicht. ;))

    Viele liebe Grüße
    Hesting

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  8. Liebe Susanne,

    toll hast du das geschrieben! Und das was du geschrieben hast finde ich auch ganz super. Bist einfach ein Mädel, das das Herz am rechten Fleck hat.

    Ich freue mich sehr, dass du so eine wundervolle Woche verleben konntest.

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  9. Liebe Susanne, Du bist auch ein besonderes Kind, anders als der Robert, aber Du bist so besonders weil Ihr den Robert habt.
    Eigentlich ist ja jeder Mensch besonders, denn nie sind zwei Menschen wirklich gleich.
    Was Dich so besonders macht, ist daß Du so anschaulich berichten kannst, daß Du den Robert so liebst, wie er eben ist, und daß Du mit so viel Liebe für ihn eintrittst.
    Ganz liebe Grüße, die Christiane

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  10. Liebe Susanne. Du bist auch ein besonderes Kind für mich. Ich glaube, du bist machen Kindern deines Alters um Lichtjahre überlegen. Bleib weiter so mutig und stark. Ganz liebe Grüße an euch alle von Inge

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  11. Liebe Susanne,
    vielen Dank, dass Du das alles mit uns teilst.
    Ich wäre gern dabei gewesen, im Wald. Du bist ein tolles, kluges und schönes Mädchen, und Ihr seid eine tolle Familie. Es wird immer dumme Menschen geben auf dieser Welt, aber es gibt auch die Anderen, man muß sie nur immer wieder finden. Ich wünsche Dir, dass Du ganz viele Gleichgesinnte findest!
    Schön, dass es Dich gibt.

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  12. Susanne du hast so recht.
    Ich bin auch ein GEKI und früher, in deinem Alter war meine beste Freundin ebenfalls ein GEKI. Sie hat mich verstanden und wir konnten mit dem jeweiligen behinderten Bruder etwas anfangen. Heutige Freunde wissen nicht wie reagieren, haben manchmal fast Angst vor meinem Bruder hab ich das Gefühl.
    Es ist nicht einfach für GEKIs, gell. Aber ich glaube, ein bisschen sind wir auch bessere Menschen. Weil wir sensibilisiert sind für die Problematik zwischen "gesunden" und "besonderen".

    Mach weiter so Susanne :). Liebe Grüsse von mir

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  13. Hallo Susanne,
    von Dir können sich noch viele Erwachsene "eine Scheibe abschneiden".
    Kennst Du den Ausdruck?
    Du bist in Deinen Gedanken und Gefühlen gegenüber Menschen mit Behinderung viel weiter als es viele jemals sein werden.
    Wenn es mit Robert auch nicht immer einfach ist, so gibt es doch auch viele gemeinsame schöne Erlebnisse, denke ich.
    Es wird immer wieder garstige, böse und dumme Menschen geben, die Euch oder Robert weh tuen. Aber Eure Familie, ihr alle zusammen seid viel stärker!

    Genieße noch den Rest der Ferien und laß Dich nicht ärgern, von niemandem !

    Mutti soll viel zum Grillen besorgen. Ihr bekommt endlich auch mal schönes Wetter.

    Liebe Grüße
    Trautel

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  14. Susanne, du bist ein wunderbares Mädchen! Ich finde es so erstaunlich, wie viele Gedanken du dir schon machst. Es wäre so schön, wenn alle Kinder so denken würden. Viele wissen nicht, wie sie umgehen sollen mit Kindern, die eben anders sind.
    Deshalb ist es so wichtig darüber zu reden. Es anderen vorzuleben. Du machst das goldrichtig. Deine Eltern können mächtig stolz sein auf dich! Und ich kann mir vorstellen, dass es oft nicht leicht ist für dich.
    ganz liebe Grüsse
    Tanja

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  15. liebe susanne,
    das hast du ganz wunderbar geschrieben. ich hab gänsehaut und feuchte augen bekommen, soviel wahrheit und liebe spricht aus deinen worten.

    wie gut, daß der robert dich als schwester hat! (und die mama und den papa und die anderen geschwister auch natürlich, aber eben besonders auch dich!)

    und wie gut, daß du den robert hast. auch wenn es oft schwer ist, hättest du ohne ihn doch niemals solche er fahrungen gemacht und in so jungen jahren so gute worte gefunden.
    echt jetzt, du bist toll!

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