Dienstag, 27. Juli 2010

Sommer 2007

Robert ist 6 Jahre alt! Die Haar noch etwas hell und süsse, kleine Milchzähne.
Wir waren bei der Einschulung. Robert wurde nach 10 Minuten vom Rektor als "nicht schulreif" aussortiert. "Aussortiert" deshalb, weil wir die Aufforderung bekamen im nächsten Schuljahr gleich ins Förderzentrum nach P... zu gehen.
"So ein Kind kann nicht in diese Volksschule gehen. Frau J., Sie müssen das verstehen. Wir haben hier einen hohen Standard und den wollen wir halten!"
Es fielen noch mehr solche Sätze, vor anderen Müttern und Vätern. Ich war momentan so sprachlos, dass ich nichts aber auch gar nichts dazu gesagt habe. Eine andere Mutter hat sich eingemischt:"Wir sind hier eine Dorfschule! Immer sind alle Kinder hier eingeschult worden. Egal wie gescheit sie waren oder auch nicht. Das ist eine Unverschämtheit!" Es gab noch eine kurze Diskussion und wir sind gegangen.
Robert hat diese Schule nicht mehr betreten. Susanne war dort zu dem Zeitpunkt in der 2. Klasse, und da sie keine Schülerin der Volksschule mehr ist trau ich mich nun zu schreiben: Es ist das Allerletzte was diese Schule mit Kindern macht! Damals hatten wir Angst, Susanne zu schaden. Wir haben uns nicht getraut noch mehr zu sagen/unternehmen, wir hatten kein Vertrauen mehr. Es gibt dort nicht ein einziges Kind, welches integriert wird. Es gibt nicht einmal den Versuch dazu, keine Beratung....nichts! Kinder die auch nur irgendwie ein wenig anders sind werden sofort in die umliegenden "Sonderschulen" umgeschult. Es gibt im Nachbarort eine Schule für verhaltensgestörte Kinder. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was alles als "verhaltensgestört" gilt. Robert geht nun schon zwei Jahre in ein Betreuungszentrum und diese Schule hat den Schwerpunkt "Förderung der geistigen Fähigkeiten". Er ist in einer Außenklasse in einer Volksschule, die von "normalen" Kindern besucht wird. Jede Mittwoch fand der Unterricht in seiner Schule statt. Gestern hat sein behandelnder Arzt, ein Spezialist für Autismus, nun gesagt, dass es so für Robert gar nicht gut ist. Autistische Kinder brauchen Strukturen, brauchen feste Abläufe....zwei Tage diese Schule, ein Tag jene Schule, dann wieder die Andere....das wäre für Robert schlecht. Das zweite Schuljahr ist am Freitag zu Ende! Robert hatte keinen Schulbegleiter. Wir haben nun den schriftlichen Bescheid, dass die Schulbegleitung auch von Amt her genehmigt ist. (wie schon mal geschrieben, sein Gutachten rät schon immer dringend zur Schulbegleitung!)....und nun war es also für seine Entwicklung "unvorteilhaft", dass er nicht immer im gleichen Schulhaus Unterricht hatte.
...wenn Robert erwachsen ist, wird er Eltern haben die fit sind im Umgang mit autistischen Kindern. Leider ist unser Robert das "Versuchskaninchen". Wir lernen an und mit ihm. Doch wie sagte Michael gestern:"Wir sind ja nicht allein, wir haben uns! Ich finde den Robert ganz in Ordnung, aus ihm wird schon noch was....er ist ja schon was.....und wenn ihn keiner will, dann wird er bei mir lernen....Schreiner?....Parkettleger....oder Helfer für Alles!"
Lieber Robert, wir wünschen Dir noch 4 schöne Tage in der 2.Klasse
Mama und Papa

13 Kommentare:

  1. Heutzutage wird überall Flexibilität und soziale Kompetenz (Teamfähigkeit) gefordert.
    Die Kinder von eurer Volksschule bekommen da nicht viel von mit...

    *Kopfschüttel*

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  2. gibt es bei Euch keine Sprachheilschule???? Dennis war für die Sonderschule zu Fit...in der Regelschule wäre er überfordert gewesen...so kam er in die Sprachheilschule...niedrige Anzahl der Klassenkinder...geregelter Ablauf...Lernstand ist eigendlich wie auf der Regelschule...alles ganz wichtige Punkte...

    glg Marion

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  3. ...und da mach dann das Richtige für Dein Kind!

    Wenn man mit der Förderung besonderer Menschen richtig Geld verdienen könnte... ich denke, da würde die Sache anders aussehen.

    Wir werden den Weg für unsere Kinder finden müssen.
    Jetzt ab in die Ferien! Erholt euch, sammelt Kraft für Entscheidungen.

    Schöne letzte Schulwoche!
    Barbara

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  4. Liebe Marion, nein wir haben keine Sprachheilschule in der Nähe, und Robert hat die zwei Jahre kein bisschen was aus dem normalen
    Grundschulstoff gelernt. Das macht Sorgen, ist aber in solchen Schulen gar nicht vorgesehen. Es hat mit ihm auch noch keiner probiert. Sein fehlendes, normales Sozialverhalten erschwert auch noch Alles.
    Ach Barbara, dieser Satz von Dir, der sagt es:
    Wenn man richtig Geld machen könnte....
    Susanne sagt immer, Robert verdient mal richtig Geld, weil er Schauspieler werden kann. Er lernt alles auswendig...und reden kann er....
    Liebe Grüße
    Elisabeth

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  5. Ich bins, das Geburtstagskind ;-))... erstmal herzlichen Dank für die Glückwünsche...
    und dann frag ich mich schon wieder in was für einer Sch...gesellschaft wir den eigentlich leben. Wenn man nicht so perfekt ist wie andere... ist man sofort unbequem und lästig... keiner oder wenige machen sich die Mühe mal genauer hinzuschauen... alles MUSS immer perfekt und tadellos sein... ABER bitt wer von uns ist das... KEINER!!! Es ist wirklich schade daß immer die auf der Strecke bleiben die eine Förderung nötig hätten...
    Robert kann froh sein daß er in so einer tollen Familie wie euch aufwachsen kann... ich wünsche euch weiterhin gaaaaaaaaaaaaanz viel Kraft... und ich bin mir sicher ihr schafft das!!! Alles Liebe und Gute für Euch, Ursula

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  6. Lieber Robert,
    eine schöne Rest-Schulwoche wünschen wir dir! Und dann genieß einfach die Ferien!!
    Alles Gute wünschen dir
    Gerlinde, Charlotte, Constanze, Christoph und Verena.

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  7. ...so jetzad is de beste Weißwurstzeit vorbei... aber i hab koan Luftballon net gesehn... aber bei uns in Minga schütts aso wia aus Kübeln... da is er bestimmt abdraht und in d'andere Richtung gflOgn... aber der Gedanke alloa war a scho so scheeeeee... Dank da recht sakrisch!!! Pfiat di und an schenan Tag wünscht de oide Krautruabn ;-))

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  8. Hallo Elisabeth,

    Es tut mir leid, das lesen zu müssen, aber so ähnliche Erfahrungen habe ich auch gemacht. Ein Kind soll eben wie das andere sein, sie sollen einfach "funktionieren" und wenig Mühe machen. Die Welt ist nunmal nicht schwarz-weiss, wäre aber doch auch langweilig.

    Ich wünsche Euch weiterhin viel Kraft, alles weiter so gut zu schaffen und Euch nicht unterkriegen zu lassen. Geniesst erstmal die Ferien, so wie wir auch.

    Liebe Grüße


    Claudia

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  9. Unglaublich, was sich sog. "Pädagogen" heute so alles raus nehmen!!!!

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  10. Heeeee Robert! Un' wennste dann Schreiner büs, dann bauste dem ollen Schulleiter 'n Schreibtüsch mi'm Wackelbein! Dann kanna sich ümmer ärgern, wenn der beim Schreiben kleckst!

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  11. Hallo Elisabeth,
    da müsste doch dieser Mann, der sich Rektor schimpft, ein Pädagogikstudium hinter sich haben, oder? Hat er da die ganze Zeit gepennt?
    Sowas!!!
    Ich kann euch gut verstehen, dass ihr wegen Susanne stillgehalten habt.
    Robert wird schon seinen Weg machen, das glaub ich ganz bestimmt.
    Ich schick euch sonnige Grüße
    Michaela

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  12. Gerechtigkeit gibt es nicht.
    Das erfährt fast jeder im Leben, und wir stehen
    machtlos da.
    Wir waren an einer Sonderschule für Lernbehinderte. Da waren Kinder, die einen
    guten Abschluss an einer Hauptschule geschafft
    hätten. - Aber wenn sie unbequem waren, wurden
    sie bei uns aufgenommen.
    Der Rektor verdiente schließlich mehr Geld,
    wenn er mehr Schüler hatte.

    Aber ganz traurig war auch die Situation der
    Kinder. Fast alles kinderreich, zerrüttete
    Ehen: deine, meine, unsere Kinder.

    Am ersten Schultag saß ich ratlos vor der Klasse. - Und dann fragt man sich, warum man
    4 Jahre studieren muss zum Unterrichten.
    Davon konnte ich nichts anwenden.
    Nach meiner Bürotätigkeit hätte ich die Kinder
    auch ohne Studium unterrichten können.

    Unterricht war ohnehin nicht gefragt: nur Liebe
    und Zuwendung.

    Und wenn man da zu verschwenderisch ist, geht
    man drauf. Ein Kollege ermahnte uns immer:
    auf Sparflamme kochen.
    Dass meine Schwester mit 42 Jahren in den Ruhestand kam, ist kein Wunder. Sie war kürzlich zum 30. Mal im Krankenhaus.

    Und ich habe sie übertroffen: mit 38 Jahren
    Ruhestand, davor niemals gefehlt, weder in
    der Schule noch im Beruf, aber TOTAL ERSCHÖPFT.

    So ist das Leben...

    Ist das gerecht?

    Ohne meine intakte Familie wäre ich heute verbittert. So bin ich es nicht. Jeder, der meine Eltern kannte, bestätigt mir ihre Einmaligkeit.
    Und mit meiner Schwester verstehe ich mich auch
    wie ein Gedicht.
    Was will ich mehr?

    Liebe Grüße
    Elisabeth

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  13. Liebe Elisabeth, wir sind auf dem besten Wege, eine Gesellschaft von Schablonenmenschen zu werden. Irgendwann geht es da dann auch zu wie bei Zuchtschauen. Hatten wir das nicht schon einma`?
    Wir müssen uns heute wehren, morgen kann es schon wieder zu spät sein!
    Ganz liebe Grüße, die Christiane

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